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Die Realität der CTO-Suche: Warum der Prozess länger dauert als erwartet und wie Sie strategisch handeln können

28. April 20259 Min. LesezeitVon Sebastian Schlaak
Die Realität der CTO-Suche: Warum der Prozess länger dauert als erwartet und wie Sie strategisch handeln können

In der zunehmend digitalisierten Geschäftswelt des Jahres 2025 ist die Position des Chief Technology Officers (CTO) zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor geworden. Doch während Unternehmen die strategische Bedeutung dieser Rolle erkennen, unterschätzen viele die Zeit, die für die Suche und Besetzung dieser Schlüsselposition tatsächlich benötigt wird. Dieser Artikel beleuchtet die Realität der CTO-Suche, erklärt die Gründe für die oft überraschend lange Dauer und zeigt Strategien auf, wie Unternehmen diese Herausforderung erfolgreich meistern können.

Inhaltsverzeichnis

Die wahre Zeitlinie einer CTO-Rekrutierung

Die durchschnittliche Suchdauer für einen permanenten (festangestellten) CTO beträgt in der Regel mehr als sechs Monate. Dieser Zeitraum umfasst die Suche, Auswahl und Einstellung eines geeigneten Kandidaten für die langfristige Führungsposition. In vielen Fällen kann sich der Prozess sogar auf 8-12 Monate ausdehnen – eine Zeitspanne, die für Unternehmen in dynamischen Märkten praktisch eine Ewigkeit darstellt.

Um diese Zeitlinie zu verstehen, lohnt ein Blick auf die typischen Phasen des Rekrutierungsprozesses:

Phase Typische Dauer Aktivitäten
Anforderungsprofil erstellen 2-4 Wochen Definition der technischen, strategischen und Führungskompetenzen; Abstimmung mit Stakeholdern
Kandidatensuche 2-4 Monate Direktansprache, Executive Search, Netzwerknutzung, Anzeigenschaltung
Auswahlprozess 2-3 Monate Mehrere Interviewrunden, Assessment Center, Referenzprüfungen, Board-Präsentationen
Vertragsverhandlung 2-4 Wochen Gehaltsverhandlungen, Vertragsgestaltung, Zusatzleistungen
Kündigungsfrist 3-6 Monate Wartezeit bis zur Verfügbarkeit des Kandidaten

Diese Zeitspannen variieren je nach Unternehmensgröße, Branche und weiteren Faktoren wie Standort, Attraktivität der Position und Vergütungspaket. In Summe ergibt sich jedoch fast immer eine Gesamtdauer, die deutlich länger ist als ursprünglich angenommen.

Warum die Suche nach einem CTO besonders zeitintensiv ist

Die lange Dauer erklärt sich durch die hohen Anforderungen an Führungskompetenz, strategisches Denken und technisches Fachwissen, die ein CTO mitbringen muss. Diese Kombination ist auf dem Arbeitsmarkt selten zu finden, insbesondere wenn branchenspezifische Erfahrung oder Spezialkenntnisse in Bereichen wie KI, Blockchain oder IoT gefordert sind.

Mehrere Faktoren tragen zur besonderen Komplexität der CTO-Suche bei:

1. Einzigartiges Kompetenzprofil

Ein erfolgreicher CTO muss heute mehrere Rollen vereinen:

  • Technologie-Visionär mit strategischem Weitblick
  • Erfahrene Führungskraft mit Teambuilding-Kompetenzen
  • Innovationstreiber mit Umsetzungsstärke
  • Business-Partner mit Verständnis für Geschäftsmodelle
  • Change Manager mit Transformationserfahrung

Diese Kombination ist selten anzutreffen und entsprechend schwer zu identifizieren.

2. Passive Kandidaten dominieren den Markt

Die besten CTOs sind in der Regel nicht aktiv auf Jobsuche. Sie müssen gezielt identifiziert und angesprochen werden – ein Prozess, der Zeit und spezielle Expertise erfordert. Executive-Search-Spezialisten berichten, dass bis zu 90% der CTO-Kandidaten durch Direktansprache gewonnen werden müssen.

3. Mehrstufige Auswahlverfahren

Die strategische Bedeutung der Position erfordert umfangreiche Prüfungen:

  • Fachinterviews zur Bewertung technologischer Expertise
  • Strategische Diskussionen mit dem Vorstand/der Geschäftsführung
  • Kulturelle Passung mit dem Führungsteam
  • Assessment von Führungsqualitäten und Change-Management-Fähigkeiten
  • Oft auch Gespräche mit Investoren oder dem Aufsichtsrat

4. Lange Kündigungsfristen

Top-Kandidaten sind oft in Führungspositionen mit entsprechend langen Kündigungsfristen von 3-6 Monaten gebunden. In manchen Fällen kommen noch Wettbewerbsverbote oder Karenzzeiten hinzu, die den Prozess weiter verlängern.

Die versteckten Kosten der Suchzeit

Gerade für Start-ups und schnell wachsende Unternehmen ist diese Zeitspanne oft zu lang, weshalb sie häufig interimistische oder externe CTO-Modelle als Überbrückung wählen. Die lange Vakanz einer CTO-Position verursacht erhebliche versteckte Kosten, die weit über das eingesparte Gehalt hinausgehen.

Direkte Kosten

  • Verzögerte strategische Projekte: Wichtige Technologieprojekte stagnieren oder werden ohne klare Führung ineffizient umgesetzt.
  • Produktivitätsverluste im Team: Ohne technologische Führung sinkt die Produktivität der IT-Abteilung typischerweise um 15-25%.
  • Höhere Beratungskosten: Externe Berater werden engagiert, um temporäre Lücken zu füllen – oft zu deutlich höheren Kosten.
  • Ineffiziente Entscheidungen: Technologieentscheidungen werden verzögert oder auf niedrigerer Ebene ohne strategische Ausrichtung getroffen.

Indirekte Kosten

  • Verpasste Marktchancen: Ohne CTO fehlt oft der Treiber für Innovation und technologische Differenzierung.
  • Wettbewerbsnachteile: Während Ihr Unternehmen nach einem CTO sucht, setzen Wettbewerber neue Technologien ein und gewinnen Marktanteile.
  • Talent-Abwanderung: Top-Talente im technischen Bereich verlassen das Unternehmen, wenn klare technologische Führung und Vision fehlen.
  • Strategische Fehlentwicklungen: Ohne CTO entstehen leichter technische Schulden und strategische Fehlentscheidungen, die langfristig hohe Kosten verursachen.

Die Gesamtkosten einer sechsmonatigen CTO-Vakanz können leicht das Drei- bis Fünffache des eingesparten Gehalts betragen – eine Erkenntnis, die die Dringlichkeit einer strategischen Lösung unterstreicht.

Strategien zur Optimierung des Rekrutierungsprozesses

Unternehmen können mehrere Strategien anwenden, um den Rekrutierungsprozess zu optimieren, ohne an Qualität einzubüßen:

1. Realistische Zeitplanung von Anfang an

  • Rechnen Sie von Beginn an mit 8-12 Monaten für den Gesamtprozess.
  • Kommunizieren Sie diese realistische Zeitlinie an alle Stakeholder.
  • Entwickeln Sie einen klaren Prozessplan mit Meilensteinen und definierten Verantwortlichkeiten.

2. Präzisierung des Anforderungsprofils

  • Unterscheiden Sie klar zwischen zwingend notwendigen und wünschenswerten Qualifikationen.
  • Fokussieren Sie auf die strategisch wichtigsten Kompetenzen statt auf einen unrealistischen "Wunschkandidaten".
  • Validieren Sie das Profil mit internen und externen Experten auf Realisierbarkeit.

3. Professionalisierung der Kandidatensuche

  • Erwägen Sie die Zusammenarbeit mit spezialisierten Executive-Search-Beratern mit Technologie-Expertise.
  • Aktivieren Sie systematisch die Netzwerke des Führungsteams und des Aufsichtsrats.
  • Nutzen Sie spezialisierte Technologie-Communities und -Veranstaltungen zur Identifikation von Kandidaten.

4. Straffung des Auswahlprozesses

  • Definieren Sie vorab klare Entscheidungskriterien und Bewertungsmaßstäbe.
  • Koordinieren Sie Interviewtermine mit allen Stakeholdern frühzeitig.
  • Setzen Sie auf strukturierte Interviews und standardisierte Bewertungsverfahren.
  • Reduzieren Sie die "Zeit bis zur Entscheidung" durch parallele statt sequentielle Prozesse.

5. Attraktive Arbeitgeberpositionierung

  • Entwickeln Sie ein überzeugendes Narrativ, warum Top-CTOs zu Ihnen wechseln sollten.
  • Kommunizieren Sie technologische Visionen und Entwicklungsmöglichkeiten.
  • Bieten Sie wettbewerbsfähige Vergütungspakete inklusive langfristiger Anreize.

Die Interim-CTO-Lösung als strategische Brücke

Angesichts der langen Suchdauer für permanente CTOs setzen immer mehr Unternehmen auf Interim-CTOs als strategische Übergangslösung. Diese Maßnahme ist nicht nur eine reaktive Notlösung, sondern eine proaktive Strategie mit erheblichen Vorteilen.

Vorteile eines Interim CTOs während der Suchphase

  • Sofortige Verfügbarkeit: Qualifizierte Interim CTOs können oft innerhalb weniger Wochen starten.
  • Externe Perspektive: Interim CTOs bringen frische Sichtweisen und branchenübergreifende Erfahrungen ein.
  • Fokussierte Expertise: Sie können gezielt für spezifische Herausforderungen ausgewählt werden (z.B. Cloud-Migration, Skalierung, Restrukturierung).
  • Keine langfristige Bindung: Flexibilität in Dauer und Umfang des Engagements.
  • Überbrückung ohne Qualitätsverlust: Kontinuität in strategischen Projekten und technologischer Führung.

Typische Einsatzszenarien

Ein Interim CTO kann während der Suche nach einem permanenten CTO mehrere wertvolle Funktionen erfüllen:

  1. Stabilisierung und Kontinuität: Sicherstellung des laufenden Betriebs und Führung des technischen Teams.
  2. Strategische Weichenstellungen: Entwicklung oder Fortführung der Technologiestrategie ohne Warteschleife.
  3. Bewertung und Optimierung: Analyse der aktuellen technologischen Situation und Identifikation von Verbesserungspotentialen.
  4. Change Management: Umsetzung notwendiger Veränderungen, die ein neuer permanenter CTO später fortführen kann.
  5. Unterstützung im Rekrutierungsprozess: Fachliche Bewertung von Kandidaten und Mitwirkung am Auswahlverfahren.

Cost-Benefit-Analyse

Die höheren Tagessätze eines Interim CTOs erscheinen auf den ersten Blick kostspielig, relativieren sich jedoch angesichts der versteckten Kosten einer Vakanz:

Kostenaspekt Mit Interim CTO Ohne Interim CTO
Direkte Kosten Tagessätze (höher als anteiliges CTO-Gehalt) Eingesparte Gehaltskosten
Projektverzögerungen Minimal Erheblich (20-40% längere Projektlaufzeiten)
Strategische Ausrichtung Kontinuierlich Stagnation für 6-12 Monate
Teamproduktivität Stabil Rückgang um 15-25%
Innovationsfähigkeit Aufrechterhalten Deutlich reduziert
Technische Schulden Kontrolliert Starker Anstieg während Vakanz

Die Gesamtrechnung zeigt: Trotz höherer direkter Kosten ist ein Interim CTO in den meisten Fällen die wirtschaftlichere Lösung, da er die erheblichen Opportunitätskosten einer Vakanz vermeidet.

Erfolgreicher Übergang und Wissenstransfer

Ein oft unterschätzter Aspekt bei der CTO-Besetzung ist die Gestaltung des Übergangs – unabhängig davon, ob ein Interim CTO im Einsatz war oder nicht.

Systematischer Wissenstransfer

  • Dokumentation wichtiger strategischer Entscheidungen und deren Begründungen
  • Strukturierte Übergabe von Kontakten zu Technologiepartnern und Dienstleistern
  • Transparenz über laufende Projekte, deren Status und kritische Pfade
  • Einblick in die informelle Organisationsstruktur und teamdynamische Aspekte

Onboarding des permanenten CTOs

  • Strukturiertes Einarbeitungsprogramm mit definierten Meilensteinen
  • Einführung in alle relevanten Stakeholder-Beziehungen
  • Frühe Erfolgserlebnisse durch sorgfältig ausgewählte Quick Wins
  • Klare Erwartungsmanagement auf beiden Seiten

Die Rolle des Interim CTOs beim Übergang

Wenn ein Interim CTO eingesetzt war, kann dieser den Übergang maßgeblich unterstützen:

  • Neutrale Einschätzung der technologischen Situation
  • Übermittlung ungefilterter Informationen über Herausforderungen und Chancen
  • Begleitung des neuen CTOs in einer definierten Übergangsphase
  • Kontinuität in kritischen Projekten während der Einarbeitungszeit

Fazit: Proaktives Handeln statt reaktives Warten

Die Realität der CTO-Suche erfordert ein strategisches Umdenken. Statt auf eine schnelle Besetzung zu hoffen und in der Zwischenzeit Opportunitätskosten zu akzeptieren, sollten Unternehmen proaktiv handeln:

  1. Realistische Erwartungen setzen: Kalkulieren Sie von Beginn an mit 8-12 Monaten für den gesamten Prozess.

  2. Interim-Lösung frühzeitig einplanen: Betrachten Sie einen Interim CTO nicht als Notlösung, sondern als strategisches Instrument zur Überbrückung.

  3. Parallele Prozesse: Starten Sie die Suche nach dem permanenten CTO, während der Interim CTO bereits operativ tätig ist.

  4. Wissensmanagement priorisieren: Etablieren Sie Prozesse, die sicherstellen, dass kein kritisches Wissen verloren geht – weder beim Ausscheiden des bisherigen CTOs noch beim späteren Übergang vom Interim zum permanenten CTO.

  5. Langfristige Perspektive: Nutzen Sie die Übergangsphase für eine grundlegende Bewertung Ihrer technologischen Situation und Strategie.

Die durchschnittliche Suchdauer von 6-12 Monaten für einen permanenten CTO mag zunächst entmutigend wirken. Mit der richtigen Strategie und dem Einsatz eines qualifizierten Interim CTOs kann diese Herausforderung jedoch gemeistert werden – ohne dass Ihr Unternehmen in dieser kritischen Phase an technologischer Dynamik und Innovationskraft verliert.

Die Frage sollte nicht lauten, ob Sie sich einen Interim CTO leisten können, sondern vielmehr, ob Sie es sich leisten können, während der langen Suche nach einem permanenten CTO auf technologische Führung zu verzichten. Die Antwort liegt auf der Hand: In der digitalen Wirtschaft des Jahres 2025 ist eine kontinuierliche technologische Führung kein Luxus, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.

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